Der letzte Post ist schon eine Weile her. Am Sonntag habe ich einen Blogpost geschrieben, um mich quasi »zurückzumelden« und ihn wieder gelöscht. Im Wesentlichen ging es darum, dass sich mein Erstling zwar eine Weile recht wacker geschlagen hat, in den letzten Wochen aber immer mehr im Nirvana der Shops versunken ist.

Neues Cover von »Berlin Metropolis«

Das liegt an vielen Dingen, aber auch daran, dass ich es noch nicht geschafft habe, ein gutes Marketing auf die Beine zu stellen. Ich habe ein paar Dinge gemacht. Die Release-Party hat in Bezug auf Verkäufe überhaupt nichts gebracht, hat mir aber aufrichtig das Herz erwärmt. Das war toll, danach kam so ziemlich nichts mehr, das resonanzfähig war. Auf twitter lief es unspektakulär ok, aber das Wenigste ging gut von der Hand. Seit ich auf Facebook mit anderen Selfie-Autoren vernetzt und Mitglied in den einschlägigen Gruppen bin, war meine ganze Wall voller Buchwerbung. Ich war nicht anders und bestimmt nicht besser als sie, aber es fühlte sich alles komisch an. Ich war kurz davor, in den Gruppen auch mein Bücherregal zu posten, oder über Lesetipps indirekt auf mein Buch aufmerksam zu machen, aber diese Art der Kommunikation interessierte mich eigentlich nicht, ich wollte nur schreiben. Ganz abwenden konnte ich aber nicht. Jahrelang habe ich mir selbst und den Verlagen eingetrichtert, dass das Risiko es wert ist und die Bücher sich verkaufen werden. Es tat weh zu sehen, dass die Realität anders aussah und dass mir selbst rein gar nichts etwas einfiel, um das zu ändern. Nichts jedenfalls, was man realisieren könnte, wenn man »nebenher« Doppelschichten schieben muss, um sein Leben und die Projekte zu finanzieren. Dann bin ich auf den Blogpost von Deliah S. Dawson gestoßen und habe akzeptiert, dass für mich Selbstmarketing (in der Form) nicht funktioniert. Ich habe ihren Ratschlag befolgt, meine Klappe gehalten und mich ganz auf das Schreiben von Berlin Metropolis II fokussiert.

Das neue Werk ist nun fertig und befindet sich mitten im Lektorat. Der gute Daniele Raffaele Gambone hat mir schon einmal die Leviten gelesen und ich lerne eine Menge. Meinen zweiten Lektor Michael Lohmann kann ich mir nicht mehr leisten. Der erste Teil hat einen ansehnlichen vierstelligen Minusbetrag hinterlassen, beim neuen Buch muss ich etwas sparsamer agieren. Trotzdem ist das Buch denke ich auf einem sehr guten Weg und wird in einiger Hinsicht eine deutlich Schippe drauflegen. Es wird auch im verrückten Berlin der Kulissenwelten spielen, diesmal aber einen deutlicheren Akzent auf dem alten Berlin legen. Ich glaube, dass das Buch vielen Leuten Spaß machen und vielleicht sein Publikum finden wird. Mir macht es jedenfalls große Freude und die Testleser haben diese Freude bisher alle geteilt.

Illustrationen wird es auch wieder geben. Ich habe angekündigt, dass Cosimo wieder im Boot ist, aber er musste leider von Bord gehen. Der Grund ist einfach. Alle wollten Cosimo und er kam nicht mehr hinterher, obwohl er von morgens bis abends in seinem Studio am Kotti saß und malte. Auch das Genie ist nicht vor Erschöpfungserscheinungen gefeit und Cosimo musste einsehen, dass der Körper nicht grenzenlos vor den Karren der Kunst spannbar ist. Er musste seine Agenda entschlacken und leider einsehen, dass er realistisch gesehen nicht genug Zeit und Energie für Berlin Metropolis hat.

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Am Anfang hat mich das traurig gemacht und mich etwas desillusioniert. Als fantasiebegabter Mensch wittert man immer den Einfluss des Schicksals. Ich konnte nicht dechiffrieren, was es mir damit sagen wollte, konnte aber nichts Gutes darin lesen. Irgendwann habe ich angefangen, darin eine Chance zu sehen. Auch mein Körper ist in den letzten Monaten mit mir des Öfteren ins Zwiegespräch getreten. Es gab kaum Pausen, die Exrameile wartete hinter jeder Ecke. Eine kurze Zeit habe ich erleichtert mit dem Gedanken gespielt, dass es diesmal »nur« um ein Buch geht und ich mich nicht wieder für Kunst verschulden und nebenbei eine Gemäldeserie produzieren muss. Es war interessant, mal leichte Wege anzuvisieren, wenig später habe ich gemerkt, dass diese Wege nicht die meinen sind. Ich habe das Projekt in einer gewissen Art und Dimension gestartet, ich muss und möchte Kurs halten. E-Books brauchen aus meiner Hinsicht Illustrationen. Bücher auf Papier kommen ohne sie aus, aber die formbare Textdatei im Reader braucht einen Schuss Magie, damit sie als ästhetisches Produkt funktioniert. Bald werde ich Lesungen veranstalten und die visuellen Anteile dazu nutzen, etwas Besonderes zu kreieren. Dazu habe ich mich verpflichtet und dazu stehe ich.

Ich habe die einfachen Abkürzungen über Bord geworfen, Cosimo aber weiter vermisst. Mit der Zeit erschien mir das Konzept, jedes Metropolis-Buch mit einem anderen Künstler zu machen, immer attraktiver. Für mich und für die Leser. Ich habe eine sehr begabte Koreanerin gefunden, die mich auf diesen Teil der Reise begleitet. Das erste Bild ist bereits »unterwegs« bald werde ich es zeigen können. Mit den Bildern und dem ganzen Projekt werde ich dann auch wieder hausieren gehen, weil sie mich wahrscheinlich genauso begeistern werden wie Cosimos Werke. Eine Weile werde ich mir nicht mehr die Frage stellen, ob es überhaupt jemanden interessiert, was ich mache und schreibe, weil ich zu begeistert sein werde, um nicht »auf Sendung« zu sein. Und vielleicht trägt mich das in eine marktbezogene Resonanz, die weniger hilf- und erfolglos ist. Wer weiß. In gewisser Weise freue ich mich nun sogar sehr darauf, es auszuprobieren, auch wenn ich das Gefühl habe, noch viel weniger zu wissen, als beim ersten Buch. Aber auch das muss nicht schlecht sein. Vielleicht lerne ich es so besser.

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