Im Vorfeld der Veröffentlichung von #NächtederToten habe ich schon einmal eine „interne“ Leserunde mit zumeist mit unbekannten Viellesern durchgeführt. Das einschneidendste Erlebnis war eine weibliche Vielleserin, die am liebsten so etwas liest. Sie fand den Schreibstil „wahnsinnig toll“, bekam aber bei jedem kleinen Haker Frust. Entweder war ihr ein Begriff nicht klar oder sie musste sich zu sehr konzentrieren und verlor doch immer wieder den Überblick. Am Ende hat sie das Buch in die Ecke gefeuert und im Grunde war es für uns beide ein Drama. Sie wollte weiterlesen, aber es war einfach zu viel für sie. Und für mir drohte das Szenario, dass wirklich nur sehr schlaue oder spezielle Leser mein Buch lesen können und mögen.
Ich habe mir danach den A** abgearbeitet. Ich habe mich nicht verbogen, denke ich, aber bis zum Umfallen gefeilt und gewerkelt, dass Personen wie jener Rita der „wahnsinnig tolle Schreibstil“ reicht, um durch das Buch zu finden. Es war mir auch deswegen wichtig, weil mein Konzept einen solchen „Leserbetrug“ vorsah. Ich wollte die Leser verführen, dass sie eine weitaus komplexerer (Lese-)Welt betreten, als sie es sonst tun würden. Sie sollten sich Gedanken machen, die sie eher scheuen und sich mit Dingen konfrontieren, die sie sonst ausblenden. Die Thriller-Handlung und das Mord-und-Totschlag-Szenario sollte die Welt einfärben, sie antreiben und durch die Seiten treiben und sie an Ende mit Fragen über die Gesellschaft und deren Zukunft alleine lassen, die sonst eher im Feuilleton oder in (intellektuellen) Gesellschaftsmagazinen diskutiert werden.
Vor der neuerlichen Leserunde auf #Lovelybooks nach der Veröffentlichung hatte ich die Sorge, dass es wieder so enden würde, aber ich musste mich dieser Sorge stellen. Ich hatte mein Pulver verschossen, mehr ging nicht, ich musste es darauf ankommen lassen.
Nun ziert auch die zweite von zwei Rezension nicht nur begeisterte 5 Sterne, sondern zeigt auch Spuren genau jener Gedanken, die ich auslösen wollte. Die Rechnung geht also bisher voll auf. Vielleicht hauen mir die verbleibenden acht Personen noch die Hucke voll, aber das glaube ich nicht. Und selbst wenn sie es tun sollten, haben Vampir 989 und Langeweile bewiesen, dass es ein Buch für viele ist. Ein wertvolles Buch, das fasziniert und Spaß macht, aber die Leser besorgt zurück lässt. Unruhig. Nicht fertig mit meinen Gedankenhappen, weil diese erst zu eigenen Gedankenhappen verdaut werden müssen. So, wie es sein soll …
Wer noch Hunger hat, das Büffet steht hier.
Und ach ja: Das Buch schlittert seit Wochen zwischen Platz 300 und 700 hin und her. Es wird gekauft und es besteht die Hoffnung, dass es auch (gerne) gelesen wird. Drückt mir die Daumen!
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