Neues Cover von »Berlin Metropolis«
Neuer Verpackung – gleicher Inhalt…
Eigentlich habe ich mit dem letzten Post alles in die Hände der Leser gelegt, aber die haben den Ball in gewisser Weise zu mir zurückgespielt. Die Geschichte von »Berlin Metropolis« kommt erstaunlich gut an, die Rückmeldungen sind fast alle begeistert. Das freut mich sehr, aber es überrascht mich auch, weil das Buch sehr komplex ist und gerade an den Toren zu dieser bunten und verrückten Welt den Leser einiges abverlangt wird. Anscheinend wird das aber mit Bravour gemeistert.
Zu meiner großen Überraschung gab es Kritik an anderer Stelle. Mich hat das Cover von Anfang an begeistert. Es gab vereinzelt Kritik an dem Gesicht der Frau, aber das waren Einzelmeinungen, die den Rest des Covers als großartig empfanden. Ich dachte, dass das Cover ein großer Motor für den Erfolg sein würde. Die Erfahrungen haben aber angedeutet, dass es den Erfolg eher gebremst hat.
Das hängt auch mit technischen Details zusammen. Viele Reader sind noch in schwarz-weiß. Das nimmt dem Bild Kraft. Wenn das Bild dann auch noch in Listenansicht klein angezeigt wird, sieht man fast nichts mehr. Ohnehin ist das Cover sehr matt und hat viele Schwarzanteile. Darüber hinaus fanden auch andere Leser das Gesicht etwas »gruselig« und haben das Buch trotz des Covers und nicht wegen des Covers gekauft.
Hinzu kommen Formatgedanken. Fast alles erfolgreichen Thriller-Cover sehen ähnlich aus. Große Typo, ein plakatives Bildelement, fertig! Ich wollte mich da nicht einreihen und habe es als Chance gesehen, in diesem Einheitsreigen aus der Reihe zu tanzen und aufzufallen. Rückwirkend betrachtet muss ich feststellen, dass die Sache mit dem Gegentanz gelungen ist, ich aber dadurch im falschen Ballsaal gelandet bin.
Ausreißer Charlotte Link und Gestaltungscrasher Mark Franley
Mein Cover sieht daran bemessen viel zu wenig nach Thriller aus, zudem habe ich das Etikett Sci-Fi Thriller benutzt und das war unglücklich. Anscheinend braucht man im Shop alle Signalflaggen, die man finden kann. Trotz der optischen Uniformierung als Thriller nutzen alle Autoren der Top 6 den Untertitel, um noch einmal plakativ das Genre zu nennen. Der Untertitel ist bei fast allen Büchern Thriller, Psychothriller, Kriminalroman etc.
Ich habe diese Uniform verweigert, die plakative Ausweisung ebenso und dann auch noch die schwierige Nische Sci-Fi anvisiert, die für zu wenige Leser interessant ist. Damit habe ich es mir unnötig schwer gemacht. Denn »Berlin Metropolis« hat zwar ein futuristisches Setting, aber das ist nicht das Entscheidende. Vor allem anderen ist die Kulisse ausgefallen, durchgeknallt und unterhaltsam. Sie spielt mit Zukunftstendenzen, die anscheinend einen Nerv treffen, aber das ist nur filigran komponiertes Beiwerk. Zentral ist die Spannungshandlung und der Zirkus, der darum veranstaltet wird. Der außergewöhnliche Thriller, der durch die Geschichte erzählt wird.
Und zu dem Außergewöhnlichen zählt auch, dass zu dem futuristischen Setting ein »vergangenes« hinzukommt. Es gibt die Normalstadt mit ihrem Überwachungsapparat, ihren Verkehrsleitsystemen, der Halle der Whisperer und den Smart Grid-Häusern. Es gibt die Filter Bubble und Kriminalprävention. Zugleich steht aber die geteilte Mauerstadt ebenso authentisch aus den Ruinen der Geschichte auf wie das Zwischenkriegsberlin mit seinen Varietés, Salon und Bordellen.
Es ist ein surrealer, blutiger Trip und ich hatte Angst, dass er zu komplex geraten ist, aber anscheinend funktioniert die Diversifizierung und fasziniert die Leute, wenn sie sie erst einmal lesen. Klar, es ist ein bisschen Sci-Fi in dem Buch. Shuttles fliegen, aber auch die Asconas fahren wieder ohne Servolenkung. David Bowie knattert mit seinem alten Mercedes durch Charlottenburg und holt Iggy Pop ab, um mit ihm im Dschungel feiern zu gehen. Im anderen Kulissenviertel gründen die Kinder von Thomas Mann einen Salon. Die Opiumhöhlen sind düster und davor lungern die Straßenjungen, die in den Wohlfahrtshäusern des Wilhelminischen Viertels keinen Platz mehr bekommen haben. Die Ringvereine regeln die Geschäfte im Untergrund bis alles außer Kontrolle gerät…
Ihr seht, der dystopische Ansatz ist nur eine Ausweisung von vielen. Der Dystopie-Teich ist nicht allzu groß. »Berlin Metropolis« hat es fast bis #1 in Dystopie geschafft. Ich wollte höher, aber der große Transporter hat die Landebahn immer nur kurz verlassen und ist nicht in den Gleitflug gekommen. Die Leute haben mit dem Projekt symaptisiert, aber sie haben nicht so viel gekauft. Die Rückmeldungen zur Geschichte waren überwältigend gut, trotzdem war es eine harte Zeit für mich, weil die Geschichte unter falscher Flagge in einen unnötigen Sturm gesegelt ist und zu wenige Leser die Chance bekamen, die Geschichte für sich zu entdecken.
Aus diesen Gründen habe ich umgesteuert. Es gibt ein neues Cover und einen neuen Untertitel. Plakativer, direkter und mit mehr Thriller-Signalen. Sonst bleibt alles beim Alten. Die Geschichte wurde nicht geändert, sie ist anscheinend genau so, wie sie sein soll. Sie ist nicht strikt Sci-Fi, sie ist nur sehr bunt und vielschichtig. Der zweite Teil der Reihe spielt fast zur Hälfte in dem Berlin der 20er, wer Formatliteratur erwartet, wird überrascht sein. Das Buch ist für alle interessant, die komplexe Sannungshandlungen mögen. Die neue Verpackung soll das zum Ausdruck bringen und das Einfallstor breiter machen. Nun hoffe ich, dass noch mehr Leute den Weg zu ihr finden und sich trauen, den entscheidenden Knopf im Shop zu drücken.
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