Wenn vom Handwerk des Autors die Rede ist, meint man in der Regel im weitesten Sinne seine Formulierkunst. Die Fähigkeit, spannend zu erzählen und im Großen und Kleinen gute und sinnvolle Spannungsbogen zu knüpfen … Das ist ja auch richtig und grundlegend. In den letzten Tagen ist mir aber aufgefallen, dass ich noch viel grundlegender ansetzen muss, denn über die Länge des Schaffensprozesses wird die Effizienz der eigenen Wortakrobatik auch dadurch bestimmt und limitiert, wie gut und schnell man tippen kann. Aus diesem Grund habe ich mich entscheiden, das 10-Finger-System zu lernen.
Ich habe schon öfters darüber nachgedacht, es aber nicht für notwendig gehalten, da ich ziemlich schnell tippen kann und andere Sachen entscheidender sind. Ich schreibe nur, wenn ich inspiriert bin, und wenn ich inspiriert bin, arbeite ich sehr, sehr rasch. Ich treffe dann fast automatisch die Tasten (wenigstens so weit, dass man auch später noch erkennen kann, welche Wörter gemeint waren). Allerdings habe ich auch in diesen Momenten immer gemerkt, dass die Geschwindigkeit des Erzählens immer noch durch die Tippgeschwindigkeit limitiert wurde. Die Gedanken waren schneller und wollten voran, die Bewegungen der Finger waren der Bottleneck. Und letztendlich dauern solche heißen Inspirationsphasen nicht ewig. Das Eisen will und muss geschmiedet werden, solange es heiß ist. Wenn man zu langsam tippt und niederschreibt, läuft man Gefahr, Gedanken zu verlieren und den Moment entgleiten zu lassen.
Wenn man auf so ein System umlernt, ist man erstmal wesentlich langsamer. Das nervt. Wenn man gerade schreibt, wäre das kaum möglich, da ich aber ohnehin gerade auf Rückmeldung meines Lektors warte und nur redigiere, ist der Zeitpunkt für mich günstig. Außerdem habe ich mich entschieden, in jeder Hinsicht »ernst zu machen«, daher gibt es keine Ausreden mehr. Ohnehin lassen sich nur mit größerem Aufwand Barrieren finden. Auf Portalen wie http://www.schreibtrainer-online.de/ kann man sofort und kostenfrei loslegen. Auch Programme wie TIPP1o sind umsonst und gut. Zeitstress kann ebenfalls kein Argument dagegen sein, es zu versuchen, denn man arbeitet sowieso am effizientesten in Blöcken zu je 15 Minuten. Und die Zeit dafür findet man sicherlich immer mal wieder zwischendurch.
Im Weg steht also wie so oft nur der innere Schweinehund. Und meine Erkenntnis am Tag 2 des Lernens lautet, dass auch der da nicht stehen muss, denn es macht tatsächlich eine Menge Spaß. Man arbeitet spielerisch auf ein sinnvolles Ziel hin, der sportliche Ehrgeiz wird geweckt und man bekommt schnell ein Gefühl für die Eleganz, die man an der Tastatur gewinnen könnte. Und das ist für mich neben der Zeitersparnis und der Fehlervermeidung wesentlich beim Arbeiten an schönen Worten, Sätzen und Geschichten. Flow is just beautiful.
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