3. Korrektorat

Vor ein paar Tagen habe ich über das Lektorat geschrieben. Wenn der Text fertig lektoriert ist, steht das Korrektorat an. Das ist zwar nicht so komplex, aber auch ungemein wichtig. Schließlich leben wir in einer Welt, die sich einem ungeheuren Perfektionsdrang verpflichtet, obwohl wir alle wissen, dass es Perfektion nur in Annäherung gibt. Vielleicht klammern wir uns sogar umso mehr an die Aufrechterhaltung einer uns erhöhenden Makellosigkeit, als wir merken, dass sie uns eigentlich wesensfremd ist. Menschen machen Fehler, das wissen wir, aber Bücher dürfen auch auf 1.000 Seiten keine (Rechtschreib-) Fehler enthalten. Aus diesem Grund geht viel Zeit und Energie am Schluss darin, den Text absolut sauber zu bekommen.

Das wirkt im ersten Schritt trivial, aber gerade der Autor ist oft blind für solche »Nebensächlichkeiten«. So geht es jedenfalls mir. Mich interessiert die Schönheit und die Melodie der Sätze. Die Bilder, die aus den Worten entstehen. Die Kulisse, die Emotionen, das große Ganze. Ich muss quasi gewaltsam meinen Fokus verändern und ihn von all den Dingen abziehen, die mir etwas bedeuten, und den großen Eckenrundwischer in mir zum Erbsenzähler umerziehen. Das geht aber es geht auch oft bis an die Schmerzgrenze.

Stelle ich mich an? Mache ich etwas kompliziert, das eigentlich simpel ist? Man muss ja »nur« die Fehler rausbekommen. Das stimmt, aber ein Buch ist lang. 500 Seiten sauber zu bekommen, ist etwas anderes, als einen Post zu überprüfen. Und selbst dabei kommt es oft zu Fehlern. Auch »Topfirmen« mit gut gepolsterter Personaldecke schicken mitunter Rundschreiben an sechsstellige Kundengruppen und merken erst nach Sendung, dass ein Fehler darin war oder fälschlicherweise die ältere Version einer Anlage mitgeschickt wurde. Das passiert und in dem Firmenbeispiel ist es auch schlimm, weil es die Servicemitarbeiter viele, viele Stunden beschäftigt, z. B. in der Anlage falsch kommunizierte Preise geradeuzurücken. Beim Buch ist es eigentlich nicht so schlimm, aber auch mich stören Fehler beim Lesen sehr. Wir sind so konditioniert, wir wollen fehlerfreies Lesen und der Autor/Verleger muss dafür sorgen, dass der Leser das auch bei einem Indie-Buch bekommt.

Wie ich das diesmal astrein und effizient hinbekomme, weiß ich noch nicht. Es ist mir noch nicht gelungen, dabei wirklich erfolgreich zu sein, obwohl ich viel Zeit darauf verwendet habe. Plan A ist, dass ich und meine Mutter diese Rolle übernehmen. Mein Bruder ist zudem einer meiner aktivsten Testleser und zudem ein ganz ausgezeichneter und ausnehmend kluger Erbsenzähler. Mit diesem Team bekommt man schon viel gestemmt, aber ich suche noch nach einem Plan B. Besser wären professionelle Strukturen, man sollte seine Familie sicherlich nur eingeschränkt vor den eigenen Karren spannen. Außerdem ist mein Bruder Beamter und zweifacher Vater, seine Zeit ist begrenzt. Und auch meine Mutter würde das eher nachts machen.

Natürlich gibt es eine Welt außerhalb der Familie. Ich könnte stattdessen professionelle Korrektoren bezahlen. Die Versuche mit freien und günstigen Korrektoren waren in früheren Projekten aber ambivalent. Sauber wurden die Texte dadurch nicht, irgendetwas wird immer übersehen. Meistens einigermaßen viel. Einen der einschlägigen und teuren Dienstleister zu nehmen, habe ich mich bisher noch nicht getraut. U. a. deswegen, weil man in der On Demand-Welt jederzeit den Text ändern kann und ihn manchmal auch ändern will.

Beispiel für einen guten Dienstleister:

http://studiotextart.de/leistungen/korrektorat.html

Diese Firma habe ich für Transkriptionen ausprobiert. Sie waren schnell und fast unverschämt günstig. Ein Korrektorat würde mich bei Hinterland an die 800 Euro kosten. Gemessen an all den anderen Sachen, die noch bezahlt werden müssen, ist das zu viel Geld. Das Rundumsorglos-Paket ist also nicht finanzierbar, zumal bei Änderungen immer wieder neu korrigiert und bezahlt werden müsste. Änderungen und Fehler sind teuer. Leider ist es keine Option, keine Fehler zu machen. Ich muss einen anderen Weg finden.