Ich habe länger nichts mehr von mir hören lassen, bin aber sehr aktiv gewesen. Als erstes kann ich ein weiteres Bild von Hye Jin zeigen, das ich Euch an dieser Stelle bisher vorenthalten habe. Es zeigt den Ermittler im Wilhelminischen Viertel, Vasquez, vor dem berühmten Varieté »Wintergarten«.

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Ihre Bilder kommen weiterhin sehr gut an. Sie sind toll, aber natürlich geht es primär um den Text und nicht um die Bilder. Einige wundern sich sicherlich, warum ich so viel über die Bilder und so wenig über die Geschichte und deren Bearbeitung schreibe. Wahrscheinlich deswegen, weil es schwieriger ist, über sich selbst zu schreiben, als über andere und zweitens deswegen, weil man Bilder leichter visuell präsentieren kann. Ich tue mich immer noch schwer damit, Euch nachzuzeichnen, wie ich in die Geschichte hineingegangen bin, um sie besser zu machen. Das ist so technisch und wirkt wie das Werkeln im Maschinenraum, an dem man auch nicht zwingend interessiert ist, wenn man gerne weiße Yachten fährt. Ich habe jeden Satz noch einmal umgedreht und die Kapitel noch einmal aufgebohrt. Das Lektorat mit Maries Lüer und Daniele haben mir viele neue Perspektiven ermöglicht. Auch die Leserunde auf lesen.net hat mir viel Stoff zu Lernen gegeben.

Ich habe viel an die eine Vielleserin aus der Leserunde gedacht, die meinen Sprachstil »wahnsinnig toll« fand und meinte, dass er zum schnellen Lesen einlade. Trotzdem ist sie immer wieder aus der Geschichte geflogen, weil sie Worte nicht kannte oder alles zu komplex war. Ich habe andere Kernzielgruppen, aber ich wollte auch jene weiblichen Vielleser mit Affinität für Spannungsliteratur erreichen, für die Rita quasi Prototyp und Versuchskaninchen war. Es hat mir Sorgen bereitet, dass ich sie nur einerseits erreiche, aber ich habe den Kampf angenommen, um das mit dem andererseits auch noch hinzubekommen. Es sind viele Kleinigkeiten, die sie herausgebracht haben. Wahrscheinlich ist es bei Schnelllesern wie bei sprintenden Fußballern. Im vollen Lauf reicht eine leichte Berührung zum Straucheln. Ich versuche, mich darum zu kümmern, finde viele Stellen und ich bin noch lange nicht am Ende damit. Es könnte am Ende auch für Ritas gut ausgehen.

Es ist viel in Arbeit, aber das Ende ist trotzdem abzusehen. Das Korrektorat beginnt am 27.06.. Der Release ist weiterhin für August geplant. Auch in dieser Hinsicht gibt es noch viel zu tun, schließlich habe ich noch nicht einmal einen Untertitel. „Rückkehr des Meisterkillers“ ist gut, aber wohl nicht gut genug. Ein Trailer will produziert, die Kampagne geplant werden. Ein Cover gibt es noch nicht, ein Konzept für die Live-Performance noch weniger. Manchmal beschleicht mich die Angst, dass ich den Release wieder »verkacken« werden, wie Swen zu sagen pflegt. Heute im Traum zum Beispiel. Zeit ist ein Problem. Privat stehen viele Dinge an. Ich suche mit meiner Freundin eine größere Wohnung und wer den Markt in Städten wie Berlin kennt, weiß, was für eine Freude das ist.

Es stehen weitere Veränderungen an, ich freue mich sehr darüber, kann aber hier noch nicht über sie schreiben. Alles ist auf einem guten Weg, ich habe eine gute Energie. Jeden Tag sitze ich ab 6.00 am Rechner, gehe irgendwann arbeiten, verlege danach mein Außenbüro an den Fluss und mache etwas Sport. Das schöne Wetter ermöglicht einem einen recht hedonistischen Ansatz von Überarbeiten. Man kann überall schreiben, wo man den Rechner aufklappen kann und Berlin hat viele schöne Ecken und gerade auch viel Sonne.

Die, die mich gerade sehen, denken, dass ich in Urlaub war. In gewisser Weise war und bin ich das auch. Ich mache Urlaub in der Piratenwelt von Teil 3, die immer mehr Gestalt annimmt, und in der Berliner Welt von Teil 2, die ich immer mehr auf Hochglanz poliere. Alles ist gut und soll so sein. Trotzdem musste ich mir heute morgen, als ich beim Kaffeemachen unkontrolliert „rrreif, rrreif, rrreif für die Insel“ vor mich hingesungen habe, eingestehen, dass ich am Limit fahre und aufpassen muss. Ich will nicht wieder in Eile verfallen und den Release verstolpern. Aber ich muss mich in die Pflicht nehmen und zusehen. Anders geht es nicht.

Letzte Woche bin ich kurzfristig bei Randas Firmenstaffellauf im Tiergarten eingesprungen. Ich bin die 5 km untrainiert gelaufen und wollte trotz der vielen Kurven und dem Matsch 19 Minuten unterbieten. Der Zeitplan hat es nicht hergegeben, mir eine Digitaluhr zu organisieren. Ich wollte auch nicht der ehrgeizige Spacken sein, der zu verkrampft auf seine eigene Leistung fixiert ist. Also habe ich lockergelassen und mir gedacht, ich gebe einfach so Gas. Ohne Kilometerzeiten und zu viel Druck.

Ende vom Lied? Die 20 Minuten habe ich unterboten, mehr war nicht drin, obwohl ich locker ins Ziel gekommen bin. Ich habe versucht, mich einfach so, also quasi »abstrakt« zu quälen und bin trotzdem nur an der oberen Grenze des lockeren Wettkamplaufes gerannt. Mehr ging nicht ohne Druck. Kilometerzeiten sind wie Deadlines. Transparenz heizt Leistung an. Ich wollte schon mit der guten Zeit ins ferne Ziel einlaufen und Randa beeindrucken, aber es war zu weit weg, um mich in jeder Minute noch mehr anzutreiben. Man braucht nähere Ziele, der Glanz am Horizont reicht nicht für Druck. Definierte und ambitionierte Zwischenziele und Leistungstransparenz sind nötig, um alles zu geben. Ich werde auch in Bezug auf Berlin Metropolis dafür sorgen müssen, ohne mich verrückt zu machen. Mal sehen 😉